In meiner Playlist mischt sich zwischen die ganzen Superhits der 80er Jahre plötzlich ein klassisches Stück – Nessun dorma aus der Oper Turandot von Giacomo Puccini. Sofort muss ich zurück denken an dieses wunderschöne Erlebnis im August 2016, als ich die Inszenierung der Bregenzer Festspiele mit Frau von Neulich und Familie erleben durfte.
Meine Gedanken schweifen weiter, zu ebenso tollen Inszenierungen der MET, die wir als Live-Übertragung im Kino erleben durften und zum Stiegl Klassik Picknick in Salzburg mit toller Musik und entspannter Atmosphäre.
Wie das wohl bei jedem jungen Menschen so ist, konnte ich früher mit klassischer Musik nicht viel anfangen. Zu hoch, zu laut, zu langweilig. Aber das hat sich mit der Zeit geändert. Zum Glück. Und irgendwie bringe ich damit immer einen ganz besonderen Menschen in Verbindung – Tante Annemarie.
„Vissi d’arte, vissi d’amore,
non feci mai male ad anima viva!“Tosca, Giacomo Puccini
Sie ist nicht meine „richtige“ Tante. Genaugenommen ist sie noch nicht einmal die Tante von Frau von Neulich. Aber das ist jetzt auch nicht wichtig. Wenn ich genau darüber nachdenke, dann habe ich Tante Annemarie garnicht so oft gesehen – im Ganzen wahrscheinlich keine 10 Mal. Aber ich kann mich noch genau an das erste Mal erinnern. Das war nämlich damals, als ich zum ersten Mal den „Jedermann“ bei den Festspielen in Salzburg auf dem Kapitelplatz gesehen habe. Wir haben uns vorher bei ihr zu Hause getroffen – eine kleine, aber sehr gemütliche Wohnung in der Innenstadt mit vielen Büchern. Da war sie mir gleich sympathisch. Wir haben uns gut verstanden, eine Frau mit ganz eigenem Humor, intelligent, belesen und eben – sympathisch. Und wir haben uns gleich gut unterhalten können – vor allem über Bücher 🙂
Wir waren auch einmal gemeinsam beim Stiegl Klassik Picknick, haben dort unseren Pavillion aufgestellt und uns, vor dem einsetzenden Regen geschützt, gemütlich eingerichtet und die schöne Musik genossen.
Zu den Bregenzer Festspielen konnte sie uns leider nicht begleiten, denn da ging es ihr nicht besonders gut. Aber im Cineplexx in Salzburg haben wir uns dann die Übertragung von Nabucco angesehen. Als diese wunderbare Vorstellung zu Ende war, begann sie als Einzige aus vollem Herzen zu applaudieren. Und auch sonst ließ sie sich bei jeder Aufführung neu begeistern, auch wenn sie die verschiedenen Stücke schon „hundert Mal“ gesehen hat.
„E lucevan le stelle…“
Tosca, Giacomo Puccini
Wir haben nicht viele, aber dafür sehr schöne Momente miteinander erlebt. Dass ihr Platz bei den Oper-Übertragungen nun leer bleibt, ist für mich immer noch nicht fassbar. Dass sie in unseren Herzen aber immer einen festen Platz hat, besonders wenn wir klassische Musik hören, das wurde mir ganz bewusst als ich meine Playlist hörte. Neulich. Auf Spotify.