Endlich habe ich es wieder einmal geschafft. Ich sitze gemütlich vor meinem Laptop und schaue mir in der Mediathek die NDR Talk-Show an. Ich mag die Sendung sehr gerne. Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhart sind ein gutes Team, das mit ihren Gästen tiefgründige Momente teilen kann, ihnen aber auch herzhaftes Lachen entlockt.
„Das Lachen ist nah an der Liebe.“
Hubertus Meyer-Burckhart zitiert Adele Neuhauser
In dieser Sendung ist Adele Neuhauser zu Gast ist. Und während Hubertus Meyer-Burckhart mit dem Interview beginnt, schweifen meine Gedanken zu ihrer Biografie, die ich kürzlich gelesen habe. Eine sehr interessante, spannende, abwechslungsreiche und vielschichtige Erzählung über das bewegte Leben einer bekannten Frau.
Das ist ja immer so eine Sache mit Prominenten und Schauspielern, die man häufig im Fernsehen sieht. Man hat das Gefühl, dass man sie kennt. Sie begrüßen einen allmorgentlich im Frühstücksfernsehen, begegnen einem abends in einer Daily Soap oder schlüpfen in Fernseh- und Kinofilmen immer wieder in neue Rollen. Und Adele Neuhauser nimmt einen eben am Sonntag Abend im Wiener Tatort mit auf Verbrecherjagd. Man „kennt sich“ also. Habe ich zumindest gedacht…
Eine starke Frau mit selbstsicherem Auftreten, erfolgreich, gut aussehend, strahlendes Lachen und eine so angenehme Stimme, der ich stundenlang zuhören könnte. Und mit jeder Zeile in ihrem Buch wird mir wieder einmal bewusst, dass man sich – dass ich mir – nicht immer ein so vorschnelles Bild machen sollte.
Das Buch ist schonungslos ehrlich geschrieben und gibt einen kleinen Blick frei auf die Person „hinter“ der erfolgreichen Tatort-Kommissarin. Unsicherheit, Selbstzweifel, Minderwertigkeitsgefühle, Angst, Verlust, Trauer bis hin zu Suizidversuchen. Themen, die man in der Öffentlichkeit lieber nicht anspricht. Zu persönlich, zu direkt.
Als in der Talkshow die Sprache auf den Verlust von Vater, Mutter und Bruder kommt und die Frage gestellt wird, wie sie sich in dieser Zeit ihre Lebensbejahung bewahrt hat, steigen ihr kurz Tränen in die Augen. Man fühlt mit ihr. Doch dann rutscht ihr ein kurzes „Scheißdr..! Ja, böd!“ raus. Und ich muss lächeln. Das ist eben auch schonungslos ehrlich, ungekünstelt und direkt.
Das Gespräch geht weiter und dreht sich darum, dass man das Leben genießen soll, das man sein Glück selbst in der Hand hat und nicht andere dafür verantwortlich machen darf, wenn man nicht glücklich ist.
Und da fällt mir ein Satz aus Adele Neuhausers Buch ein:
„…es war ein zur Ewigkeit geronnener Augenblick.“
Adele Neuhauser
Diese wenigen Worte haben mich sehr berührt. Sie drücken für mich in vollkommener Form das pure Glück aus. Hier geht es nicht um Momente, die einem wie eine Ewigkeit vorkommen. Hier geht es um einen schönen, einen besonderen Moment, den es im Herzen festzuhalten gelungen ist. Ein Moment, in dem die Zeit still zu stehen scheint, ein Moment, in dem nichts weiter eine Rolle spielt, als das Hier und Jetzt.
„Das Leben ist auch dann ein Geschenk, wenn dir nichts geschenkt wird!“
Hubertus Meyer-Burckhart zitiert Erika Pluhar
Es ist uns wahrscheinlich nicht allzu oft vergönnt, diese Augenblicke perfekten Glücks zu erfahren. Aber darum geht es im Grunde auch garnicht. Viel wichtiger ist es, dass wir uns immer wieder an den kleinen Dingen freuen, statt auf diese großen Momente zu warten und das Leben an uns vorbei ziehen zu lassen. Und wenn wir die vielen kleinen Dinge zu schätzen wissen, werden auch weniger große Momente zu etwas Besonderem. Und diese „zur Ewigkeit geronnenen Augenblicke“ sind dann das Sahnehäubchen auf dem Eisbecher des Lebens.
Hubertus Meyer-Buckhart zitierte am Anfang des Gesprächs Erika Pluhar mit „Das Leben ist auch dann ein Geschenk, wenn dir nichts geschenkt wird!“
„Wie Recht er hat“, denke ich mir. Neulich, beim Schauen der NDR Talk-Show.