Ich sitze mal wieder – wie könnte es anders sein – am Sofa und schaue fern. „Sing meinen Song“. Eine Sendung, bei der ich schon hin und wieder „Pipi in den Augen“ hatte, weil mich die Musik so berührt, an früher erinnert.
„Jede Jeck is anders.“
Kölsches Sprichwort
Aber in dieser Staffel ist es anders. Das merke ich ab der ersten Sendung. Da ist Nena und da ist Wolfgang Niedecken von BAP. Nun ist es ja so, dass man sich bei BAP oft schwer tut, den Text zu verstehen. Nicht nur als „Hochdeutscher“, sondern auch als jemand mit rheinländischen Wurzeln. Und so muss ich gestehen, dass ich die BAP Hits zwar kenne, mich aber ansonsten nicht viel mit den Liedern und Texten befasst habe.
„Leck mich en de Täsch.“
Kölsches Sprichwort
Und dann die erste Sendung. Nena. Grenzgenial. Tolle Frau, tolle Lieder.
Annett Louisan interpretiert „Nur geträumt“ und ich schmelze dahin. Und Nena (glaube ich) auch ein bisschen. Am Ende der Sendung dann Wolfgang Niedecken mit „Liebe ist“ – auf kölsch. „Du luurs mich aan..“ Und es trifft mich… mitten ins Herz.
Plötzlich sind sie da – die Erinnerungen an Mama von Neulich und Ömchen von Neulich, wie sie auf der Terrasse sitzen und die kölschen Worte fliegen hin und her. Das ist Heimat. Kindheit. Freiheit. Unbeschwertheit. Familie. Glück.
Da sind Erinnerungen an Fernsehabende mit meiner Mama im Karneval – Hänneschen Theather („Herr P-P-Präsident – de Woosch“).
Da sind jährliche Anrufe zu Hause am Elften Elften um elf Uhr elf mit innbrünstig intoniertem „Mer losse d’r Dom en Kölle“ (© Bläck Fööss).
Da sind Erinnerungen an Herrn Patenonkel und Frau Tante von Neulich – die Herzlichkeit in Person, die mir immer das Gefühl gaben (und geben), das Größte zu sein.
„Songs sinn Dräume, …, Déjà-vus vun jet, …, nur e‘ Woot, ’ne Ton, der russschreit, wat mer will… Verdamp lang her…“
Bap
Und mehr noch als Erinnerungen sind da Gefühle. Ganz tief innen drin. Fast vergessen. Und plötzlich sind sie alle wieder da.
Songs sind Träume, …, Déjà-vus von etwas, …, nur ein Wort, ein Ton, der raus schreit, was man will.
Verdammt lang her…
Mein Ömchen längst verstorben (nie vergessen). Die Worte zu Hause lange verklungen.
„Das einzije wat fählt, is de Aussicht op d’r Dom.“
Aus Et Spanien Leed, Bläck Fööss
Das einzige, was fehlt, ist die Aussicht auf den Dom – obwohl ich selbst nie in Köln gelebt und den Dom nur ein, zwei Mal gesehen hab, kann ich dieses Gefühl doch ein klein wenig nachvollziehen. Denn das muss genau das sein, was in mir ist, wenn ich Kölsch höre – diese Sehnsucht, dieses Gefühl, ganz tief drin. Nicht greifbar, unbeschreiblich, nicht in Worte zu fassen.
Meine Heimat ist im Dorf meiner Kindheit, bei meinen Eltern.
Mein Zuhause ist bei Frau von Neulich.
Doch „ming Jemöt un‘ minge Siel“ (mein Gemüt und meine Seele), das spüre ich immer mehr, je älter ich werde, liegt in Köln.
Und daher – lieber Wolfgang Niedecken – vielen Dank, dass du mich mit deinen Liedern und deinen Interpretationen meinen Wurzeln wieder näher gebracht hast. Isch han disch jän!
P.S. Auch dieser Beitrag wurde nicht durch „Produktplatzierungen“ finanziert 😉